Sophie Albrecht

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Kupferstich von Christian Gottlieb Geyser nach Anton Graff

Johanna Sophie Dorothea Albrecht, auch Sophia Albrecht, geborene Sophie Baumer (* im Dezember 1756 bei Erfurt, getauft 6. Dezember 1756 in der ev. Kirche St. Bonifatius in Sömmerda; † 16. November 1840 in Hamburg) war eine deutsche Schriftstellerin und Schauspielerin.

Jugend, Ehe und Reisen

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Sophie Albrecht war die Tochter des Erfurter Medizinprofessors Johann Paul Baumer, jüngerer Bruder von Johann Wilhelm Baumer, und war weitläufig mit Christoph Martin Wieland verwandt. Als Sophie Albrechts Vater 1771 überraschend starb, heiratete sie noch vor Ablauf des üblichen Trauerjahres im Alter von 15 Jahren Johann Friedrich Ernst Albrecht, einen Studenten ihres Vaters. Das Paar hatte zwei Kinder, eine Tochter Dorothea Johanna Charlotte Albrecht (1773–1839) und einen Sohn Carl Sigmund Wilhelm Albrecht (1774–1845).

1772 beendete ihr Ehemann sein Medizinstudium und begann als Dozent an der Universität Erfurt, war aber auch als Schriftsteller tätig. 1776 begleitete Sophie Albrecht ihn nach Reval, wo er eine Stelle als Leibarzt des Grafen Karl Reinhold von Manteuffel angenommen hatte. Während dieses vierjährigen Aufenthaltes unternahm Sophie Albrecht – allein oder mit ihrem Ehemann – mehrere Reisen durch Russland, unter anderem nach Moskau und Sankt Petersburg. 1780 kehrte das Paar nach Erfurt zurück.

Sophie Albrecht schloss sich einer Theatertruppe unter Leitung von Gustav Friedrich Großmann an, der sie förderte und ihr ein Engagement am Theater in Frankfurt am Main verschaffte. Als sie dort mit großem Erfolg in der Rolle der Lanassa debütierte, war unter den Bewunderern auch Friedrich Schiller. Es entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen Schiller und dem Ehepaar Albrecht. Mit ihnen verbrachte er den Sommer 1785 in Leipzig.

1785 wurde Sophie Albrecht von Pasquale Bondini für sein Ensemble unter Vertrag genommen, mit dem sie in Leipzig, Dresden und Prag auftrat. Am 30. August 1787 spielte sie die Prinzessin Eboli in der Uraufführung des Don Karlos. Sie galt als eine der besten Schauspielerinnen ihrer Zeit.

1795 ging Sophie Albrecht zusammen mit ihrem Ehemann nach Altona (damals dänisch), wo er das Altonaer Nationaltheater gründete. Ihr Ehemann stand der dortigen Freimaurerloge Carl zum Felsen nahe, seine Frau wurde in die Aktivitäten der Loge eingebunden. Am Johannisfest des folgenden Jahres hielt man eine Schwesternloge ab und wählte Albrecht zu deren Meisterin vom Stuhl.

1798 ließ sich Sophie Albrecht scheiden und heiratete noch im selben Jahr ihren langjährigen Geliebten Leutnant Ferdinand von Hahn (um 1769–1802), der jedoch nach kurzer Ehe starb. Später kehrte sie zu ihrem ersten Ehemann zurück und heiratete ihn ein zweites Mal.

Neben erfolgreicher Theaterarbeit (etwa in Hamburg, Altona und Leipzig) arbeitete Sophie Albrecht auch als Schriftstellerin am Musenalmanach von Johann Heinrich Voß und an der Thalia Friedrich Schillers mit. Nachdem Johann Friedrich Ernst Albrecht 1814 gestorben war, verarmte Sophie Albrecht zusehends. Ihr Ruhm als Schauspielerin verblasste, ihr eigenes literarisches Schaffen wurde nicht mehr beachtet.

In den letzten Lebensjahren musste sie sich ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsgedichten und als Wäscherin und Dienstbotin verdienen. Völlig verarmt starb Sophie Albrecht nur wenige Wochen vor ihrem 83. Geburtstag am 16. November 1840 im Armenhaus von Hamburg-St. Georg.

Werk und Gedichtbeispiel

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Sophia Albrechts literarisches Werk umfasst Lyrik (oft Gelegenheitsgedichte), Dramen (meist Bearbeitungen für den Bühnenbedarf) sowie u. a. Schauer- und Räuberromane. Repertoirestücke wurden meist von gebildeten Schauspielern geschrieben ebenso wie die üblichen und erwarteten Reden, Prologe und Epiloge bei Saisonbeginn und -ende.[1] Typisch für Sophie Albrechts Werke sind die Motive Liebessehnsucht, enttäuschte Liebe und Todesverlangen.[2]

Ein Beispiel für Sophie Albrechts Gedichtstil:

Morgenlied (erste drei Strophen)
Prächtig steigt die Sonne wieder
Aus der Morgenröthe Zelt,
Tausend, tausend Jubellieder
Singt ihr die erwachte Welt,
Und der Blumen süßes Düften
Steigt ihr auf in reinen Lüften.
Seht! wie ihr die Heerden hüpfen,
Hört! wie ihr die Taube girrt;
Rascher scheint der Bach zu schlüpfen
Der durch frische Wiesen irrt,
Und die kleinen Sommer Müken
Tanzen ringelnd ihr Entzüken.
Traurig siz ich in der Fülle
Lauter Freude rings umher,
Schwermuthsvoller, ernst und stille
Bleibt mein Busen freudenleer.
Ach! die Purpurstralen weken
Mir des Todes bleichen Schreken.[3]
  • Lauschen ist auch gut, ein Singspiel in zwei Aufzügen. 1780. (Zusätzlich enthalten in Gedichte und Schauspiele, 1781).
  • Theresgen. Ein Schauspiel mit Gesang. 1781 (Enthalten in Gedichte und Schauspiele, 1781).
  • Gedichte und Schauspiele. 1781.
  • Aramena- eine syrische Geschichte ganz für unsere Zeiten umgearbeitet von S. A. 3 Bände: 1782–1786 (Nach dem Barockroman von Anton Ulrich von Braunschweig)
  • Gedichte und prosaische Aufsätze. 1785 (Enthält "Fragmente aus dem Tagebuch einer Unglücklichen")
  • Gedichte und prosaische Aufsätze. 1791 (Enthält "Fortgesetzte Fragmente aus dem Tagebuch einer Unglücklichen")
  • Gedichte, Schauspiele und prosaische Aufsätze. 3. Bände, 1791 (Gesamtausgabe aller drei Bände in Dresden: Richter)
  • Das höfliche Gespenst. 1797, (veröffentlicht auch unter dem Titel "Ida von Duba, das Mädchen im Walde") und
  • Legenden. 1797.
  • Graumännchen oder die Burg Rabenbühl. 1799.
  • Ida von Duba, das Mädchen im Walde. Eine romantische Geschichte. 1805.
  • Romantische Dichtungen, aus der älteren christlichen Kirche. 1808.
  • Friedrich Clemens Gerke (Hrsg.): Anthologie aus den Poesieen von Sophia Albrecht. 1841
  • Theresgen. Ein Schauspiel mit Gesang in fünf Aufzügen. Neuedition. Hrsg. von Gaby Pailer und Rüdiger Schütt. Wehrhahn, Hannover 2016, ISBN 978-3-86525-494-8.
  • Vorwärts, vorwärts sehn ich mich. Todes-Sehnsuchtsgedichte und der Tod der weiblich-kulturellen Rolle. Illustriert von Thorsten Baensch, Herausgegeben und mit Einleitung von Berit C. R. Royer. Bartleby & Co., Brüssel, 2001, ISBN 2-930279-18-4.
  • Bunte Kinder schwarzer Nacht. Lyrikanthologie ausgesuchter Liebes- und Freundschaftsgedichte. Illustriert von Thorsten Baensch. Herausgegeben und mit Begleittext von Berit C. R. Royer. Brüssel: Bartleby & Co., 1997. ISBN 2-930279-04-4
  • Liebesgedichte. Illustriert von Johanna Mittag, Herausgegeben von Petra Andrejewski. Edition Serena, Moritzburg 2015, ISBN 978-3-00-048856-6.
  • Detlev L. Lübker, Hans Schröder: Lexikon der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller von 1796 bis 1828. Band 1: A-M. K. Aue, Altona 1829, S. 14–15, Nr. 21. (online)http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10070518~SZ%3D28~doppelseitig%3D~LT%3D%28online%29~PUR%3D
  • Berit Christine Ruth Royer: Sophie Albrecht (1757–1840) im Kreis der Schriftstellerinnen um 1800. Eine literatur- und kulturwissenschaftliche Werkmonographie. UMI, Ann Arbor, MI 1999, DNB 958697353. (Dissertation University of California, Davis 1999)
  • Hans-Werner Engels: Albrecht, Sophie. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 1. Christians, Hamburg 2001, ISBN 3-7672-1364-8, S. 20–20. 2001.
  • Ruth P. Dawson: "Examining Passion: Sophie Albrecht (1757-1840)." In Dawson: The Contested Quill: Literature by Women in Germany 1770–1880. University of Delaware, Newark, Del. 2002, ISBN 978-0-87413-762-0, 286–345.
  • Ruth P. Dawson: "Reconstructing Women's Literary Relationships: Sophie Albrecht and Female Friendship." u. "Albrecht's Correspondence with Identified Women." In: Katherine R. Goodman u.Edith J. Waldstein (Hg.): The Shadow of Olympus. German Women Writers around 1800, State University of New York, Albany 1992, 173–188; 211–218.
  • Berit Christine Ruth Royer: Die Literatur der Schriftstellerin Sophie Albrecht (1757–1840) und ihrer Erfurter Kolleginnen als frühfeministischer und literaturgeschichtlicher Beitrag zur Dalbergzeit (1772–1802). In: Michael Ludscheidt (Hrsg.): Aufklärung in der Dalbergzeit. Ulenspiegel, Erfurt 2006, ISBN 3-932655-31-1, S. 333–357.
  • Bianka Schmalfuß, Daniel Minetti, Petra Andrejewski: Sophie Albrecht, eine vergessene Freundin Schillers. Hörbuch (Audio-CD), Fröhlich, Dresden 2006, ISBN 3-939669-04-0.
  • Mary Helen Dupree: The Mask and the Quill. Actress-Writers in Germany from Enlightenment to Romanticism. Bucknell University Press, Bucknell, PA 2011, ISBN 978-1-61148-024-5, S. 64–99.
  • Berit Christine Ruth Royer: Sophie Albrecht, ein künstlerisches Phänomen in Literatur und Theater des 18. Jahrhunderts. Gender, Rezeption und die Arbeitsgemeinschaft mit ihrem Ehemann. In: Rüdiger Schütt (Hrsg.): Verehrt, verflucht, vergessen: Leben und Werk von Sophie Albrecht und Johann Friedrich Ernst Albrecht. Wehrhahn, Hannover 2015, ISBN 978-3-86525-447-4, S. 313–352.
  • Mary Helen Dupree: Sophie Albrechts Deklamationen. Schnittstellen zwischen Musik, Theater und Literatur. In: Rüdiger Schütt (Hrsg.): Verehrt, verflucht, vergessen: Leben und Werk von Sophie Albrecht und Johann Friedrich Ernst Albrecht. Wehrhahn, Hannover 2015, ISBN 978-3-86525-447-4, S. 353–367.
  • Gaby Pailer: Zwischen Gattungssystem und Rollenfach. Sophie Albrechts 'Theresgen' (1781) als bürgerliches Trauerspiel einer schauspielernden Dramatikerin im 18. Jahrhundert. In: Rüdiger Schütt (Hrsg.): Verehrt, verflucht, vergessen: Leben und Werk von Sophie Albrecht und Johann Friedrich Ernst Albrecht. Wehrhahn, Hannover 2015, ISBN 978-3-86525-447-4, S. 369–379.
  • Berit Christine Ruth Royer: Beating the Odds: Sophie Albrecht (1756-1840), a Successful Woman Writer and Publisher in Eighteenth-Century Germany. In: Carme Font Paz und Nina Geerdink (Hg.): Economic Imperatives for Women's Writing in Early Modern Europe. Brill / Rodopi, Leiden und Boston 2018, ISBN 978-90-04-38299-2. S. 221–256.
  • Albrecht, Sophie, in: Elisabeth Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts, 1981, S. 3 f.
Wikisource: Sophie Albrecht – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Richard Förster: Albrecht, Sophie. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 322.
  2. wortblume.de
  3. Morgenlied (Albrecht) in WikiSource